Unsicherheit als Selbständiger: Wenn sich die Schritte wie Blei anfühlen
Früher dachte ich, erfolgreiche Menschen haben alles im Griff.
Sie nehmen sich etwas vor und dann tun sie es.
Ein neues Projekt, Produkt, Programm? Kein Thema. Planen, umsetzen, Geld verdienen.
Erfolgreiche Menschen haben die richtigen Kontakte und kennen alle Schritte, die in ihrer Firma nötig sind.
Sie haben jederzeit den Überblick, finden immer die richtigen Worte und leben in einer Welt, die man nur mit einem Wort bezeichnen kann:
Unternehmer-Olymp.
Und dort staunt jeder über die Qualen von Angst oder Unsicherheit, die das normale Fußvolk auf der Erde hat.
Diese Vorstellung ist verständlich. Sie hat nur einen Haken – sie ist falsch.
Die Wahrheit über die Unsicherheit als Selbständiger
Sie kennen das bleierne Gefühl von Leere im Kopf, wenn Sie etwas für Ihre Webseite schreiben sollen?
Sie kennen die Panik darüber, ob Ihre Idee genügend Geld einbringt oder Leute Sie für einen Idioten halten?
Sie kennen die Nächte, in denen Sie schlaflos an Ihre Rente (oder an die Abwesenheit derselben …) denken und daran, was passiert, wenn Ihr Geschäft nicht bald „fliegt“?
Die Sorge, dass Sie diese große Sache, die Ihnen wirklich wichtig ist, niemals hinbekommen?
Ja, das dachte ich.
Und obwohl ich kein Salz in Ihre Wunden streuen möchte … Die Wahrheit ist:
Die Unsicherheit als Selbständiger verschwindet niemals.
Wie in der Schule, als mit dem Erreichen der nächsten Klasse nichts leichter wurde. Im Gegenteil. Haben Sie ein Hindernis bewältigt, kommt das nächste.
Haben Sie eine Hürde genommen, kommt die nächste.
Können Sie eine Sache, kommt die nächste. Das ist es, was dazu führt, dass sich Erfolg einstellt.
Das ist gut so. Denn das ist es auch, was es heißt, sein eigener Chef zu sein. Wollten Sie das nicht, hätten Sie diesen Weg nicht gewählt.
Sie wollten selbstbestimmte Aufregung statt abgepackte Langeweile bis ins Grab
Von mir aus nennen Sie es Bestimmung. Vision. Selbstverwirklichung. Sie wollten der Welt Ihren Stempel aufdrücken – oder zumindest einen kleinen Fußabdruck hinterlassen.
Sie wollten bornierte Vorgesetzte oder Kollegen, die auf Ihren Schultern ritten, loswerden. Sie wollten zeigen, was in Ihnen steckt, anstatt Dummschnöseln den Weg zu ebnen.
Sie wollten IHR Ding machen. Und nicht das der anderen.
Was mutig ist.
Doch wahrscheinlich ist, dass Sie sich niemals Gedanken darüber gemacht haben, welchen Preis Sie dafür bezahlen würden.
Woher sollten Sie das auch wissen?
Sie lesen immer wieder, wie leicht alles ist. Da werden millionenschwere Umsätze in Nanosekunden erwirtschaftet. Diese Geschichten sind wahr.
Sie sind so wahr, wie selbstverfasste Doktorarbeiten von Politikern echt sind.
Manche mehr. Manche weniger.
Was am Ende zählt ist jedoch nicht, ob Sie erreichen, was jemand anderer erreicht. Oder ob Sie überhaupt alles erreichen. Was am Ende zählt ist die Frage:
Wie fühlen Sie sich dabei, wenn Sie es versuchen? Wie geht es Ihnen, wenn Sie die Höhenmeter sehen, die Sie gegangen sind?
Und – wie geht es Ihnen, wenn Sie die Höhenmeter sehen, die Sie NICHT gegangen sind?
Niemand ist zu 100% selbstsicher.
Niemand zweifelt nie an sich selbst.
Und niemand hat mit allem, was er tut, immer Erfolg
Das wird gern vermutet und dann nennt man es Talent. Oder Glück. Doch auch diese Menschen wachen morgens auf, setzen zum Gehen einen Fuß vor den anderen und kämpfen mit Schwierigkeiten.
Jeder hat seine Unsicherheiten, sein Drama und seine Tränen.
Der Unterschied zwischen Menschen, die diese große, wichtige Sache tun und denen, die sie nicht tun, ist nicht die Abwesenheit von Angst, Unsicherheit oder Selbstzweifeln.
Der Unterschied ist, dass diese Menschen Angst, Unsicherheit und Selbstzweifel spüren. Und es trotzdem tun.
Sie spüren Druck wie den kalten Atem eines Gespenst in ihrem Nacken. Sie fürchten, dass sie die nächsten Monate nur Pellkartoffeln mit Quark bekommen.
Sie haben Angst, dass diese Entscheidung nicht nur ihre Brieftasche, sondern ihr Innerstes trifft. Den Kern der sagt: Ich bin jemand. Ich bin wertvoll. Und wichtig.
Sie spüren das. Schütteln sich.
Und dann fangen sie an.
Und wieder.
Und nochmal.
Wir werden nicht zu der Persönlichkeit, die wir werden wollen, weil alles rund läuft
Wir werden es, weil wir kämpfen. Wir werden es, weil wir neue Wege finden. Und weil wir feststellen – uns gefällt, was wir da im Spiegel sehen.
Wir haben wunderbare Worte für Untätigkeit: Komfortzone.
Dabei gibt es nichts, was eine Komfortzone nötig macht. Wir arbeiten. Und wir ruhen uns aus. Und das könnten wir wiederholen, bis wir erreicht haben, was wir erreichen wollten.
Wäre da nicht der unsinnige Gedanke, dass die Meinung eines anderen Grund genug ist, uns nicht einfach mal bis auf die Knochen zu blamieren.
Einfach so.
Denn das kann der Preis sein, für eine große, mutige Idee. Ob Auswandern oder eine neue Webseite erstellen. Es kann scheitern. Zwar gibt es Möglichkeiten, den Supergau zu vermeiden.
Dennoch.
Doch wenn irgendwann, in einigen Jahren, nichts mehr von uns übrig ist, wen stört es dann, wie oft wir uns blamiert haben?
Wer zuckt, weil wir angeeckt sind?
Oder mal wieder peinlich waren?
Niemanden.
Wir haben Angst, etwas zu wagen, weil wir denken, dass die Folgen ewig dauern.
Wie das Flügelschlagen eines Schmetterlings im Tertiär, das heute für den kommenden Tsunami sorgt
Weil der erste Eindruck zählt. Weil jeder mit dem Finger auf uns zeigt.
Doch die Wahrheit ist – der einzige Mensch, der sich darum ernsthaft sorgt, sind wir selbst. Während wir das bisschen Zeit, das wir haben, mit Dingen verbringen, die sicher sind – und langweilig.
Unsicherheit als Selbständiger ist nichts, was Sie fürchten müssen.
Im Gegenteil. Sie können sie nutzen.
Tony Robbins sagt häufig:
Die Lebensqualität ist direkt proportional zu der Menge an Unsicherheit, mit der Sie komfortabel leben können.
Wenn Sie lernen, wie Sie Unsicherheit nutzen, sind große Dinge möglich.
Ich war versucht das hier mit den Worten zu schließen: Haben Sie keine Angst vor der Unsicherheit als Selbständiger oder Freiberufler.
Aber das wäre irgendwie kontraproduktiv …
Was könnten Sie jetzt tun? Lesen Sie …
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