Kunden kรถnnen sich nicht entscheiden … und das in bislang ungeahntem Ausmaร.
In einer Studie mit 2,5 Millionen aufgezeichneten Verkaufsgesprรคchen stellten zwei Autoren der Harvard Business Review fest, dass 40% bis 60% der Auftrรคge verloren gehen, weil Kunden ihre Kaufabsicht zum Ausdruck bringen – dann aber doch nicht kaufen.
Das ist รคrgerlich.
Und schlecht fรผr Ihren Umsatz.
In diesem Artikel erfahren Sie die Grรผnde fรผr dieses Hin und Her bei Kaufentscheidungen.
Und was Sie tun kรถnnen, um Ihre Abschlussquote bei unentschlossenen Kunden zu steigern.
Unentschlossenes Kaufverhalten hatte bis jetzt nur einen Namen …
Er lautete Status Quo Bias (Wikipedia).
Dieย Status-quo-Verzerrungย (auchย Tendenz zum Status quoย genannt) ist eineย kognitive Verzerrung, die zu einer รผbermรครigen Bevorzugung desย Status quoย gegenรผber Verรคnderungen fรผhrt.
Anders ausgedrรผckt: Menschen wollen, dass die Dinge ungefรคhr so bleiben, wie sie sind.
Und wir Anbieter haben einiges getan, um uns auf diese Tendenz einzustellen und unseren Kunden dabei zu helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.
Doch neuere Studien zeigten, dass diese Techniken nicht mehr so erfolgreich sind.
Woran liegt das?
Der Grund dafรผr ist, dass ein anderes Problem hinzugekommen ist.
Und das ist die Unfรคhigkeit des Kunden, eine Entscheidung zu treffen.
Kunden kรถnnen sich nicht entscheiden: Der Omission Bias.
Wenn sich Kunden nicht entscheiden kรถnnen, spricht die moderne Psychologie von einem Unterlassungseffekt oder Unterlassungstendenzen (Wikipedia).
Der Omission Bias sagt im Prinzip:
Wenn ich nichts tue, ist das weniger problematisch, als wenn ich das falsche tue.
Und Unentschlossenheit ist fรผr Verkรคufer oder Anbieter sehr schwer zu erkennen.
Wohingegen Kunden selbst einrรคumen, dass sie die Dinge am liebsten so lassen wรผrden, wie sie sind – also den Status Quo Bias selbst kennen – trifft das auf Unentschlossenheit nicht zu.
Denn Unentschlossenheit ist von tief verwurzelten รngsten geschรผrt – und ist somit nichts, was Kunden offen รคuรern. Viele Kunden wissen selbst nicht einmal, dass sie dieses Problem haben.
Und viele Verkรคufer ebenfalls nicht.
Die Ursache fรผr die Unentschlossenheit der Kunden.
Unentschlossenheit hat – im Gegensatz zur Vorliebe fรผr den Status quo – psychologische Ursachen, die von Umweltfaktoren beeinflusst werden, die auรerhalb unserer Kontrolle liegen.
Die drei wichtigsten Ursachen fรผr die Unentschlossenheit der Kunden sind:
Bewertungsprobleme.
Wenn Kunden Schwierigkeiten haben, welche Option, welches Paket oder welche Konfiguration sie wรคhlen sollen.
Mangelnde Informationen.
Wenn Kunden das Gefรผhl haben, dass sie nicht genug Vorarbeit geleistet haben.
Unsicherheit รผber das Ergebnis.
Wenn Kunden befรผrchten, dass sie nicht die erwarteten Vorteile aus einem Kauf erhalten.
Jetzt wird deutlich, warum die Unentschlossenheit der Kunden zunimmt.
Denn da die Menge der Mรถglichkeiten und Anbieter wรคchst, wรคchst auch die Menge der Informationen. Und da die Kosten steigen (und die Risiken), nimmt auch die Tendenz der Kunden zu, letztlich nichts zu tun.
Was bei der Neigung zum Nichtstun hilft.
Kunden bei der รberwindung ihrer Unentschlossenheit zu helfen, erfordert einen grundsรคtzlich anderen Ansatz.
Wรคhrend es bei der รberwindung des Status quo darum geht, die Angst vor dem Nicht-Kauf zu verstรคrken, geht es bei der รberwindung von Unentschlossenheit darum, die Angst vor dem Kauf abzuschwรคchen.
Und das sind zwei grundsรคtzlich gegensรคtzliche Methoden.
HBR hat die Methoden der erfolgreichsten Verkรคufer untersucht.
Hier die vier wichtigsten Techniken:
#1 – Das Maร der Unentschlossenheit einschรคtzen.
In Interviews mit erfolgreichen Verkรคufern fand man heraus, dass sie nicht nur die ‚Kaufbereitschaft‘ des Kunden, sondern auch seine ‚Entscheidungsfรคhigkeit‘ beurteilen.
Bereits im ersten Kontakt sondieren sie aktiv und hรถren auf Anzeichen von Unentschlossenheit, die einen Auftrag zum Stocken bringen kรถnnten.
Das kann im persรถnlichen Kontakt geschehen, aber auch in einem Fragebogen.
Ist ein Kunde deutlich unentschlossen, wird mit ihm nicht weitergesprochen.
Diese Verkรคufer haben verstanden, dass ihre Zeit zu wertvoll ist, um nach dem „Prinzip Hoffnung“ zu verfahren. Sie wissen aus Erfahrung, dass der Abschluss sehr unwahrscheinlich ist mit dieser Kundengruppe.
(Wie Sie einen Fragebogen entwickeln, den Sie potenziellen Kunden vor einem Auftragsgesprรคch zusenden, finden Sie unten im kostenlosen Report.)
So machen Sie Strategiegesprรคche erfolgreich
Erfahren Sie, wie Sie den Druck aus Verkaufs- und Strategiegesprรคchen nehmen, entspannt mit potenziellen Kunden umgehen – und dennoch mehr Auftrรคge abschlieรen, weil Sie auf Augenhรถhe mit Ansprechpartnern sprechen.
#2 – Eine Lรถsung empfehlen.
Dann geben Spitzenverkรคufer eine Empfehlung ab. Das bedeutet, sie fragen nicht einfach nur, was der Kunde kaufen mรถchte, sondern empfehlen, was der Kunde kaufen sollte.
Diese Verkรคufer wissen, dass zu Beginn des Verkaufsprozesses Auswahlmรถglichkeiten sinnvoll sind. Ganz einfach damit Kunden die Vorteile des Produkts und unterschiedliche Mรถglichkeiten des Anbieters kennenlernen.
Aber groรe Auswahl fรผhrt bei dieser Kundengruppe spรคter zu Zรถgern. Und zu Bewertungsproblemen darรผber, welche Option die beste ist.
Dieser Ansatz steht im Gegensatz zu dem, was Verkรคufer lange gelernt haben: Dass der Schlรผssel zum Abschluss von Geschรคften darin besteht, die Bedรผrfnisse der Kunden zu diagnostizieren.
Wenn Verkรคufer sich ausschlieรlich auf diagnostische Fรคhigkeiten verlieรen (und keine Empfehlung abgaben), lag die Abschlussquote deutlich unter dem Durchschnitt bei nur 14%.
Kombinierten sie ihre Diagnosefรคhigkeiten mit einer persรถnlichen Empfehlung, lag die Abschlussquote bei 36%.
#3 – Informationen begrenzen.
Je mehr Informationen ein Kunde konsumiert, wissen Spitzenverkรคufer, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er die gesuchten Antworten findet. Das liegt ganz einfach daran, dass ein Kunde kein Experte in dem Thema ist, in dem er Beratung sucht.
Folglich fรผhrt ein mehr an Informationen auch zu mehr Verwirrung.
Da es immer mehr Anbieter und Wettbewerb gibt, ist der Kunde hรคufig sehr verwirrt.
Die Studie stellte fest, dass die Abschlussquoten nur bei etwa 16% liegen, wenn mehr Informationen wรคhrend des Verkaufsprozesses geliefert werden.
Um Kunden davon zu รผberzeugen, dass sie in guten Hรคnden sind, versuchen die besten Verkรคufer, ihre eigene Expertise und Glaubwรผrdigkeit zu demonstrieren (zum Beispiel, indem sie unausgesprochene Einwรคnde vorwegnehmen und ansprechen).
Gleichzeitig suchen sie Wege, die Sorge des Kunden, dass der Verkรคufer ihm etwas aufschwatzen will, zu entkrรคften (zum Beispiel, indem sie dem Kunden sagen, was er nicht kaufen sollte).
#4 – Risiken minimieren.
Um Kunden Sicherheit zu geben, suchen diese Verkรคufer nach Mรถglichkeiten, das Risiko zu verringern. Das kann geschehen, indem sie kreative Wege anbieten, die den Kunden das Gefรผhl geben, dass sie eine gewisse Garantie fรผr den Erfolg haben.
Es gibt viele Mรถglichkeiten – von einfachen Ausstiegsklauseln bis hin zu komplexen, maรgeschneiderten Vertragsstrukturen – die jedoch alle die gleiche Wirkung hatten:
Sie vermittelten dem Kรคufer Vertrauen in seine Entscheidung und milderten die Unsicherheit รผber das Ergebnis, die viele Kunden vor Vertragsabschluss empfinden.
Waren keine Optionen zur Begrenzung des Risikos vorhanden, lag die Abschlussquote bei 22 % im Vergleich zu einer Abschlussquote von 46 %, wenn diese Optionen vorhanden waren.
Wรคhrend alle Vertriebsmitarbeiter mit entschlussfreudigen Kunden gut abschneiden, erzielen Spitzenperformer deutlich bessere Ergebnisse als ihre Kollegen (69 % Erfolgsquote gegenรผber 39 %).
Doch gerade wenn Kunden mรครige oder hohe Zweifel zeigen, brillieren Spitzenperformer wirklich.
Sie verwandeln 57% der Verkaufschancen, wรคhrend es bei ihren Kollegen nur 26% sind.
Und bei stark unentschlossenen Kunden schlieรen sehr gute Verkรคufer immer noch besser ab – mit 31%, wรคhrend ihre Kollegen nur 6% der Auftrรคge gewinnen.
Zusammenfassung
Kunden kรถnnen sich nicht entscheiden, weil sie Angst haben, die falsche Entscheidung zu treffen. Und das ist verstรคndlich. Denn sie sind nicht der Experte, die Expertin auf dem Gebiet, auf dem sie Ihre Hilfe suchen.
Und die meisten Menschen haben bereits ungute Erfahrungen gemacht. Sei es, weil man die Entscheidung zu leicht genommen hat oder weil das Angebot tatsรคchlich weniger hielt, als es versprach.
Umso wichtiger ist es, dass wir Kunden die Unterstรผtzung bieten, damit sie eine Entscheidung treffen kรถnnen. Die vier Strategien, die die HBR Studie zeigt, ist dazu ein guter Weg.
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