Authentisches Marketing ist ein Buzz-Word, das wir immer wieder hören.
Aber – was bedeutet es eigentlich?
Benutzt jemand diese Beschreibung im Zusammenhang mit seinem Business ist klar, er oder sie versteht darunter etwas Positives. Doch das Problem mit Buzz-Words ist – sie sind inhaltsleer.
Hörer, Leser oder potenzielle Kunden schließen nicht automatisch auf etwas Gutes, weil sie gar nicht genau wissen, was gemeint ist.
Bedeutet das, wir dürfen Worte wie „Authentisches Marketing“ nicht verwenden?
Doch, das dürfen wir natürlich. Es ist nur sinnvoll, wenn wir sie mit Inhalt füllen und unseren Kunden sagen, was wir darunter verstehen.
Grundsätzlich ist authentisches Marketing ein Ansatz, der auf ehrlicher und transparenter Kommunikation basiert. Jemand oder eine Marke hat bestimmte Werte – und die spiegeln die Bedürfnisse der Kunden wieder.
Doch es geht noch weiter.
Nimm als Beispiel die vegane Lebensweise.
Dazu gehört nicht nur, dass wir keinen Frühstücksaufschnitt mehr essen oder weder Steak noch Heilbutt auf unserem Teller landen. Es geht sehr viel weiter, denn in vielen Lebensmitteln sind tierische Bestandteile enthalten.
Und wenn wir sehr konsequent sind, betrifft diese Lebensweise noch andere Bereiche unseres Lebens, beispielsweise die Kleidung oder Kosmetika. Wie weit wir also mit unserer veganen Lebensweise gehen, ist eine sehr persönliche Entscheidung.
Stoßen wir Tante Emma an ihrem Geburtstag vor den Kopf, indem wir ihre Eierlikör-Torte verschmähen oder machen wir in dem Fall eine Ausnahme?
Folgende Schlüsselelemente charakterisieren authentisches Marketing.
Wollen wir den Begriff authentisches Marketing mit Leben füllen, ist es zuweilen ähnlich problematisch. Denn Umsatz zu erzielen ist ein Grund, weshalb unserer Business existiert.
Wir sind nicht automatisch böse, wenn wir uns nicht ständig die Butter vom Brot nehmen lassen oder sogar Rechnungen stellen (ohne schlechtes Gewissen und ggf. eintreiben).
Denn letztlich ist die Bewertung, was ehrlich und transparent ist, ebenfalls subjektiv.
#1 – Transparenz.
Transparente Unternehmensführung erfordert Offenheit bezüglich der eigenen Praktiken, Produkte und Dienstleistungen. Es ist von Bedeutung, nicht nur Erfolge zu kommunizieren, sondern auch Schwächen und Probleme offen anzusprechen und den Umgang damit transparent zu machen.
Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass Kunden dies oft als überzeugender und authentischer empfinden als das Bild einer fehlerfreien Unternehmenswelt. Kein Mensch erlebt nur Erfolge.
Auch die erfolgreichsten Menschen haben Rückschläge hinnehmen müssen. Der oft bewunderte scheinbare Übernacht-Erfolg ist tatsächlich das Resultat eines langen Weges mit vielen Höhen und Tiefen.
Lesen Sie mehr hier: Unsicherheit als Selbständiger: 5 Tipps für den Umgang damit
#2 – Außenauftritt.
Authentisches Marketing zeichnet sich nicht dadurch aus, dass man jeden Kunden duzt, nachlässig in Kleidung oder Frisur erscheint und den Jogginganzug als ideales Outfit ansieht.
Ebenso wenig ist das Gegenteil automatisch der Weisheit letzter Schluss.
Wenn ich meinen äußeren Auftritt dazu verwende, ein Defizit zu verbergen, bin ich letztendlich nicht authentisch. Es gehört dazu, dass mein Auftreten zu mir passt – und zu der Welt meiner Kunden, in der ich mich bewege.
Von Rudolph Mooshammer wurde berichtet, dass er Obdachlose intensiv unterstützte und zuweilen auch an die Plätze fuhr, wo sie lebten. Das tat er bewusst in genau dem Auto, dass er auch sonst nutzte: Einem Rolls-Royce (er besaß drei).
Er sagte einmal in einem Interview: Die wissen doch, welches Auto ich fahre. Würde ich mit einem anderen auftauchen, wäre das unehrlich. Außerdem mögen sie mich genauso, wie ich bin.
Authentisches Marketing beginnt also dort, wo ich mich als Einzelunternehmer, als Mensch, so zeige, wie ich bin. Mit meinen Vorlieben, Talenten, Einstellungen, Macken und Problemen.
Dennoch ist es zuweilen sinnvoll, seine Kleidung mit Bedacht zu wählen … mehr hier: Was ziehe ich zum Kundentermin an? Drei Tipps
So machen Sie Strategiegespräche erfolgreich
Erfahren Sie, wie Sie den Druck aus Verkaufs- und Strategiegesprächen nehmen, entspannt mit potenziellen Kunden umgehen – und dennoch mehr Aufträge abschließen, weil Sie auf Augenhöhe mit Ansprechpartnern sprechen.
#3 – Konsistenz.
Dieser Punkt versteht sich von allein: Es ist wichtig, dass wir auf unterschiedlichen Kommunikationskanälen dieselben Werte und Einstellungen vertreten. Sprich – wir sollten nicht hier das und dort das Gegenteil sagen.
Für Leser, Hörer und potenzielle Kunden kann immer die Frage auftauchen: Wenn das in diesem Zusammenhang schon nicht ganz stimmig ist, wo könnte es das noch sein?
Wir sprechen von etwas, dass wir Pars pro Toto nennen. Das bedeutet so viel wie: Ein Teil steht für das Ganze. Eine Abweichung kann also bedeuten, dass es noch einige mehr Abweichungen gibt.
Lesen Sie mehr hier: Wie Sie schlechte Kurse und Coachings erkennen: 11 Punkte
#4 – Content.
Speziell in Zeiten künstlicher Intelligenz können wir uns mit unserem Content relativ leicht positiv unterscheiden. Und Authentizität lässt sich darüber sehr gut demonstrieren.
Denn das Internet besteht in weiten Teilen aus Content, der reproduziert wird. Das liegt in der Natur der Sache und ist nicht schlimm. Doch herausstechen tun wir dann, wenn wir unseren eigenen Touch hinzufügen oder unsere eigenen Systeme, Erkenntnisse, Lösungen.
Das macht uns besonders, eben authentisch – und unser Marketing wird es ebenfalls.
Drei Wege eignen sich dafür besonders. Indem wir
- eigene Ansätze finden und nicht (ausschließlich) Ideen, Anregungen und Inhalte aus dem Netz (und von Mitbewerbern) imitieren oder kopieren. Denn Autorität hat auch immer damit zu tun, aus bestehendem neue Ansätze zu entwickeln.
- bewusst aktuelle Themen aufgreifen und intensiv beleuchten, tiefgreifender darstellen – und kritischer. Denn nur wer grundlegendes Verständnis und Fähigkeiten hat, kann kritisch werden.
- weitgehend ungefiltert oder live, also ohne festes Skript oder ausgearbeiteten Leitfaden über unser Thema sprechen. Das können Vorträge sein, Veranstaltungen wie Messen oder YouTube.
Lesen Sie mehr hier: Was, wenn meine Artikel kopiert werden? Drei Tipps
#5 – Kundenzentrisch vs. produktzentrisch.
Noah Kagan spricht in seinem neuen Buch Million Dollar Weekend: The surprisingly simple way to launch a 7-figure business in 48 hours, über den Unterschied von kundenzentrisch vs. produktzentrisch.
Und er liegt – Sie ahnen es – darin, dass ich einmal meinen Kunden zum Zentrum meiner Bemühungen mache. Oder mein Produkt bzw. meine Dienstleistung.
Ist mein Kunde das Zentrum, muss ich mir keine Gedanken darüber machen, ob ich an seinen Wünschen und Bedürfnissen vorbeientwickle. Er oder sie ist es ja, die mir die Richtung weisen – und mich davor bewahren, im marketingtechnischen Elfenbeinturm zu landen.
Wie mache ich das?
Starten Sie mit Interviews, hier mehr dazu: Herausfinden, was Kunden wollen: Chancen & Gefahren von Interviews
#6 – Storytelling.
Ob Storytelling Bestandteil von authentischem Marketing ist, müssen letztlich Sie entscheiden, wenn Sie die Strategie für Ihre Firma oder für Ihre Selbständigkeit entwickeln.
Denn letztlich sind die Geschichten, die wir in unserer Werbung verwenden, dann besonders überzeugend, wenn sie persönlich sind – mithin authentisch.
Diese Geschichten sind nachvollziehbar, echt und rufen Emotionen hervor. Es geht nicht nur darum, ein Produkt zu verkaufen, sondern um das Teilen von Erfahrungen, mit denen sich die Marke und ihre Kunden identifizieren können.
Lesen Sie hier mehr: Kunden überzeugen: Die Hard & Soft Facts, die jemand wissen will, bevor er kauft
Wenn Sie es leid sind, alleine zu gehen ...
Für viele Fragen als Business-Inhaber gibt es keine Kurse und auch keine FAQ’s. Deshalb haben wir eine Community aufgebaut, wo Sie genau die Dinge ansprechen können, die Ihnen wirklich am Herzen liegen.
#7 – Ethische Praktiken.
Dabei fallen mir spontan die wunderschönen Been London Taschen ein, komplett aus recyceltem Material gefertigt, von lokalen Künstlern – und vom Erlös jeder Bestellung wird ein Baum gepflanzt.
Es gibt noch mehr solcher Marken – und das nicht nur bei Designer-Handtaschen.
Doch wie kann einer unserer Kunden sehen, ob wir ethische Praktiken an den Tag legen?
Als kleine Firma oder Solo-Unternehmer liegt es mehr bei den kleinen Gesten, an denen Kunden erkennen, wie wir ticken. Wir müssen dabei nicht unbedingt die Welt retten wollen.
Aber denken Sie einmal an die Dinge, die Ihnen wichtig sind. Achten Sie darauf, wenig Müll zu produzieren? Folgen Sie einer bestimmten Ernährungsweise? Tun Sie regelmäßig etwas, um anderen zu helfen (in einem Shelter beispielsweise)?
Haben Sie einen Hund oder Katze adoptiert?
Das sind alles Punkte, die verdeutlichen, wer Sie als Mensch sind. Und da Ihre Kunden zu einem Teil auch von Ihnen als Person kaufen, ist das nicht unwichtig zu wissen. In epischer Breite? Nein. Aber wie ist es, wenn Sie in Ihre Beispiele im Content etwas von diesen Dingen einstreuen. Oder auf Ihrer About-Seite.
Lesen Sie hier mehr: Podcast: Wie Sie besseres Marketing machen: Der 1. Schritt
#8 – Reaktionsgeschwindigkeit.
Wer arbeitet, macht Fehler. Wer viel arbeitet … Sie kennen es, auch wenn Sie viel versuchen, um jeden Ihrer (potenziellen) Kunden jederzeit zufrieden zu stellen – es geht einfach nicht.
Es kann passieren, dass Ihnen etwas dadurch geht.
Oder auch, dass jemand schier unerfüllbare Anforderungen an Sie oder an Ihr Angebot hat. Der beste Weg ist einem solchen Fall, schnell zu reagieren. Sachlich, freundlich, falls nötig, einen Fehler oder ein Versehen einzugestehen.
Und dann – wenn das möglich ist – zu korrigieren. Falls es nicht möglich ist, und das Kind ist in den Brunnen gefallen und etwas ist passiert, überlegen Sie, ob Sie eine Art Entschädigung anbieten können. Und wenn es angemessen ist auch eine (ernstgemeinte) Entschuldigung.
Wenn jemand dann immer noch verärgert ist: Vergessen Sie es.
Lesen Sie hier mehr: Im Umgang mit Kunden Grenzen setzen: Drei Gründe
Zusammenfassung
Authentisches Marketing ist besonders effektiv, wenn unsere Kunden sachkundig, kritisch und wertorientiert sind. Und das bedeutet – ihnen ist nicht nur wichtig, dass der Preis stimmt.
Ihnen ist auch das Drumherum wichtig. Nennen Sie es Einkaufserlebnis oder Ambiente oder Philosophie. Und Sie können diesen Aspekt nutzen, indem Sie Ihren Kunden ein paar Informationen darüber geben, wie Sie bestimmte Dinge handhaben.
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